Wirkweise und Anwendung der Phytotherapie

Photo by ORNELLA BINNI on Unsplash
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Die Heilpflanzen besitzen neben den primären Pflanzenstoffen wie speziellen Aminosäuren, Vitaminen und Mineralien zudem die pflanzentypischen sekundären Pflanzenstoffe, die für die Heilzwecke genutzt werden.

Der Wirkstoffgehalt kann bei Pflanzen je nach den Wachstumsbedingungen erheblich schwanken. Bei der Phytotherapie sollte daher darauf geachtet werden, dass die Mittel standardisiert und von guter Qualität sind. Dies ist bei Kräutern oder aus Arzneipflanzen hergestellten Mitteln aus Apotheken grundsätzlich gewährleistet.

Die bedeutendsten Wirkstoffe sind nachfolgend in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt:

 

Alkaloide: Alkaloide sind komplexe stickstoffhaltige Basen alkalischer Verbindungen (daher der Name Alkaloide). Alkaloide können in hohen Dosierungen toxisch wirken, haben aber in geringer Dosierung schmerzstillende oder sogar krebshemmende Wirkung.

 

Ätherische Öle: Heilpflanzen mit wohlriechendem Duft enthalten in der Regel ätherische Öle. Diese Öle sind leicht flüchtig, wasserunlöslich und verdampfen vollständig und rückstandsfrei. In der Phytotherpie werden sie sowohl äußerlich als auch innerlich eingesetzt. Ätherische Öle haben keimtötende, krampflösende, durchblutungsfördernde, entzündungshemmende, schleimhautreizende, harntreibende, beruhigende oder kreislaifanregende Wirkung.

Achtung! Katzen können ätherische Öle nicht verstoffwechseln. Deshalb sollten Heilkräuter mit ätherischen Ölen bei Katzen nicht oder nur nach konkreter Anleitung durch einen Phytotherapeuten, Tierarztoder Tierheilpraktiker angewendet werden! Bei längerdauernder Anwendung kann es zu Nierenschädigungen kommen.

 

Bitterstoffe: Bitterstoffe schmecken - wie der Name vermuten lässt - sehr bitter und wirken appetit- und verdauungsanregend, indem sie die Produktion von Magensaft, Galle und Bauchspeicheldrüsensekret fördern.

 

Flavonoide: Flavonoide kommen vor allem im gelben Farbstoff der Heilpflanzen vor. Flavonoide wirken blutverdünnend, entgiftend auf Leber und Galle, regulierend auf Blutdruck und Cholesterinspiegel, keimtötend auf Bakterien, Viren und Pilze.

 

Gerbstoffe: Gerbstoffe sind in den Heilpflanzen vor allem in der Wurzel, der Rinde und auch in den Blättern vorhanden. Sie wirken adstringierend (zusammenziehend), keimtötend gegen Bakterien, Pilze und Viren und einige sogar krebshemmend.

Achtung: Die Aufnahme großer Mengen Gerbstoffe kann die Leber schädigen!

 

Glykoside: Glykoside sind ätherische Zuckerverbindungen, die nur in Pflanzen vorkommen. Man unterscheidet Digitalisglykoside und Anthrachinon.

Digitalisglykoside sind sehr herzwirksam, die bei Überdosierung toxisch wirken. Digitalisglykoside dürfen keinesfalls von Laien angewandt werden.

Anthrachinon wirkt abführnd, fördert die Darmaktivität und regt die Magenschleimhaut, die Gallenblase und die Bauchspeicheldrüse an.

Achtung: Viele Glykoside, insbesondere Senfglykoside, sind für Katzen giftig!

 

Kumarin: Kumarin wird beim Trocknen der Heilpflanzen gebildet. Kumarin wirkt stärkend auf den Organismus, durchblutungsfördernd, regt den Lymphfluss an, wirkt gefäßentkrampfend und gerinnungshemmend.

Achtung: Die Aufnahme großer Mengen Kumarins kann gesundheitsschädlich sein.

 

Saponine: Saponine sind aus einem wasserlöslichen Zuckermolekül und einem fettlöslichen Anteil zusammengesetzt und wirken seifenähnlich (Saponin =Seife). Saponine verflüssigen festsitzenden Schleim, senken den Cholesterinspiegel, wirken antibiotisch vor allem auf Bakterien und Pilze und haben eine harntreibende Wirkung. Da Saponine die roten Blutkörperchen zerstören können, dürfen sie nicht bei Verletzungen oder Entzündungen der Verdauungsorgane angewendet werden.

 

Schleimstoffe: Schleimstoffe enthalten quellfähige Kohlenhydratverbindungen, die bei Wasserzugabe aufquellen und einen Gleitfilm bilden. Schleimstoffe können vom Organismus nicht aufgenommen werden. Sie wirken reizlindernd bei entzündeten Schleimhäuten und können schädliche Erreger umhüllen und deren Ausleitung unterstützen.

 

Heilkräuter können auf unterschiedliche Art und Weise angewendet werden. Manche Heilpflanzen können der Katze als zerkleinertes frisches Kraut im Futter angeboten werden. Das pulverisierte getrocknete Heilkraut kann ebenfalls verwendet werden - dies wird von den meisten Katzen oft besser akzeptiert als das frische Kraut. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind Kräuterauszüge und Tees, Tinkturen und Kräuteröle, Salben, Spülungen und Umschläge.

 

Infus: Hierbei handelt es sich um den bekannten Teeaufguss. Die frischen oder getrockneten Kräuter werden mit kochendem Wasser übergossen und abgedeckt für bis zu 15 Minuten ziehen gelassen. Anschließend wird der Tee abgeseiht.

 

Dekokt: Hierbei handelt es sich um eine Abkochung. Heilpflanzen, die schwer lösliche Inhaltsstoffe besitzen, werden mit kaltem Wasser angesetzt, langsam erhitzt und für etwa 15 Minuten gekocht und ebenfalls anschließend abgeseiht.

 

Mazerat: Hierbei handelt es sich um einen Kaltauszug, der bei Heilpflanzen angewendet wird, deren Inhaltsstoffe sehr hitzeempfindlich sind. Die Kräuter werden mit kaltem Wasser angesetzt und für mehrere Stunden an einem dunklen Ort ziehen gelassen. Anschließend wird die Flüssigkeit abgeseiht.

 

Tinktur: Tinkturen oder auch Essenzen sind alkoholische Kräuterauszüge. Aufgrund des Alkoholgehaltes sollten Tinkturen bei Katzen nur äußerlich angewendet werden. Soll die Tinktur innerlich angewandt werden, können neutrale Globuli (Zuckerkügelchen aus der Homöopathie bekannt) mit der Tinktur beträufelt werden, die anschließend gründlich abtrocknen müssen. Beim Trocknen verflüchtigt sich der Alkohol und die so praparierten Globuli können innerlich verwendet werden.

Außerlich sollten Tinkturen grundsätzlich nur verdünnt angewendet werden.

 

Kräuteröl: Kräuteröle sind Heilpflanzenauszüge in Öl. Die Öle können innerlich und äußerlich angewendet werden.

 

Salbe: Bei einer Salbe werden die Heilpflanzen in einer Mischung aus kaltgepresstem Öl mit Bienenwachs verarbeitet. Salben werden äußerlich angewendet.

 

Katzen können aufgrund ihres speziellen Organismus als strikte Fleischfresser Inhaltsstoffe aus Pflanzen nur schwer verstoffwechseln und wieder ausscheiden. Daher sollten Heilkräuter und phytotherapeutische Mittel bei der Katze mit Bedacht und äußerster Vorsicht dosiert und angewendet werden. Vor allem bei der Katze gilt "weniger ist mehr". Viele Wirkstoffe, wie z.B. ätherische Öle oder Glykoside können von der Katze nicht ausgeschieden werdenund reichern sich im Körper an (Akumulation). Daher sollten Heilkräuter bei Katzen grundsätzlich nur bei medizinischer Erfordernis und nicht "einfach so" angewendet werden, da die akumulierten Wirkstoffe im schlimmsten Fall nach einiger Zeit toxisch wirken können. Man sollte sich stets vor Augen halten, dass es sich bei Heilkräutern um Arzneipflanzen handelt. Arzneien sollten immer nur nach medizinischer Erfordernis verabreicht werden.

 

Als grundsätzliche Dosierungshilfe können folgende Angaben dienen:

frische Kräuter:

Kätzchen in der Entwicklung: täglich bis 1/4 Teelöffel

Katzen bis 4 kg Körpergewicht: täglich bis 1 Teelöffel

Katzen über 4 kg Körpergewicht: täglich bis 1,5 Teelöffel

getrocknete Kräuter: in halber Dosierung wie die frischen Kräuter

Kräutertee:

Kätzchen in der Entwicklung: täglich bis 1/2 Teelöffel

Katzen bis 4 kg Körpergewicht: täglich bis 2 Teelöffel

Katzen über 4 kg Körpergewicht: täglich 2 bis 4 Teelöffel

Tinktur (auf Zuckerkügelchen geben und trocknen bis der Alkohol sich verflüchtigt hat):

Kätzchen in der Entwicklung: 3 mal täglich 1 Tropfen

Katzen bis 4 kg Körpergewicht:  3 mal täglich 2 Tropfen

Katzen über 4 kg Körpergewicht: 3 mal täglich 3 bis 4 Tropfen

 

 

Die Heilkräuter sollten nur bei Bedarf und nur so lange wie nötig angewendet werden.

Heilkräuterkuren sollten maximal 4 bis 6 Wochen durchgeführt werden.

 

Bei der Anwendung von Heilkräutern bei Katzen empfehle ich dringend die Beratung durch einen Phytotherapeuten oder Tierheilpraktiker oder eines in der Phytotherapie kundigen Tierarztes.