Wirkweise der Homöopathie

Von Ar291 - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7176667
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Die Homöopathie therapiert nicht nur ein Organ oder ein Symptom, bzw. eine Krankheit. Sie betrachtet den ganzen Patienten, neben seinen Beschwerden fließt auch seine gesamte Persönlichkeit in die Behandlung mit ein.

Die Homöopathie ist auf das Prinzip gegründet, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden. Nach der Auffassung der Homöopathie können körperliche Beschwerden nicht erfolgreich behandelt werden, wenn die individuellen Persönlichkeitsmerkmale keine Berücksichtigung finden.

Die Homöopathie ist eine Therapieform, die sich in vielen Aspekten von der westlichen Schulmedizin unterscheidet. Die Schulmedizin (Allopathie aus dem Griechischen allos= das Andere, pathos= Leiden) behandelt Krankheiten mit etwas Gegensätzlichem.

Die Homöopathie hingegen (aus dem Griechischen homo= gleich, gleichartig) beschreitet den umgekehrten Weg und behandelt Krankheiten und Beschwerden nach dem Ähnlichkeitsprinzip.

Homöopathische Mittel wirken, indem sie die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und stärken und gezielt Impulse zur Selbstheilung setzen.

 

Die Homöopathie arbeitet nach bestimmten Prinzipien. Von besonderer Bedeutung ist das Prinzip der Lebenskraft. Hahnemann war der Auffassung, dass jeder Körper über eine Energie verfügt, die auf die Stimulation durch die homöopathischen Mittel reagiert und den Körper anregt, sich selbst zu heilen. Diese Energie nannte er "Lebenskraft des Körpers". Sie ist die Kraft, die den Körper gesund erhält, indem sie die Abwehrmechanismen des Organismus steuert. Ist die Lebenskraft gestört, entstehen schließlich Krankheiten, wobei die Symptome der Krankheit nach Hahnemanns Auffassung äußerliche Anzeichen dafür sind, dass die Lebenskraft versucht, das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen.

 

Die klassische Homöopathie betrachtet den Patienten in seiner Gesamtheit und nicht nur bestimmte Symptome, Krankheiten oder Organe. Neben den Beschwerden fließt in der klassischen Homöopathie immer auch die Persönlichkeit des Patienten in die Behandlung mit ein. Der hier gebräuchliche Begriff "Konstitution" beschreibt den körperlichen und geistig-seelischen Gesundheitszustand des Patienten, einschließlich seiner Stimmung oder Gemütslage und seinen Charaktereigenschaften. Diesem Konstitutionstypus wird in der klasssischen Homöopathie große Bedeutung beigemessen - die homöopathischen Arzneimittel werden genau auf diesen Konstitutionstypus abgestimmt. Dies entspricht auch der Lehre Hahnemanns als Begründer der klassischen Homöopathie, bei der ein Patient nur mit einem einzigen Arzneimittel behandelt wird, das optimal mit seinem Konstitutionstypus übereinstimmen muss. Die Ermittlung des passenden Mittels kann sehr langwierig sein und erfordert vom klassischen Homöopathen ein großes Maß an Wissen, Recherche und Erfahrung.

 

Hughes entwickelte in England die moderne Homöopathie, die im Gegensatz zur klassischen Homöopathie nur pathologische Symptome in die Mittelfindung einbezieht. In der modernen Homöopathie werden außerdem bevorzugt niedrige Potenzen genutzt, wohingegen die klassische Homöopathie hohe Potenzen bevorzugt. Weiterhin benutzt die moderne Homöopathie auch Komplexmittel, in welchen mehrere homöopathische Arzneien kombiniert werden, die alle einen Bezug zu bestimmten Beschwerden haben. Auf diese Weise wird es bedeutend leichter, das passende Mittel für die Behandlung zu finden.

 

Besonders bedeutsam ist in der Homöopathie das Prinzip der Ähnlichkeitsregel. "Similia similubus curentur" - Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden. Dieser Leitgedanke bedeutet, dass genau jenes homöopathische Mittel dem Patienten Linderung verschsaffen soll, welches in unverdünnter Form beim Gesunden genau jene Symptome hervorruft, an denen der Patient leidet. Der gezielte Reiz, den die stark verdünnte homöopathische Arznei setzt, greift tief in die Regulationsmechanismen des Organismus ein und stärkt die Selbstheilungskräfte - das homöopathische Mittel befähigt den Organismus, sich selbst zu heilen.

 

Homöopathische Arzneimittel werden nach einem bestimmten System potenziert. Die Grundsubstanzen oder Urtinkturen werden aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Auszügen hergestellt und nach den Regeln der Homöopathie verdünnt und verschüttelt. Je stärker die homöopathischen Mittel verdünnt sind, desto stärker ist ihre Potenzierung (stärker verschüttelt) und desto stärker ist auch ihre Wirkung, denn jeder Verdünnungsschritt potenziert die Arznei und macht sie dadurch kräftiger in ihrer Wirkung.

 

Das System der Potenzierung versteht sich folgendermaßen:

Die Rohmaterialien, aus denen die homöopathischen Arzneien gewonnen werden sollen, werden zunächst in einer Alkohollösung eingelegt. Die so gewonnene Flüssigkeit ist die Urtinktur des Mittels. Ausgangsstoff zur Herstellung der homöopathischen Mittel ist stets die Urtinktur. Mit der Urtinktur werden schließlich die weiteren Potenzierungsschritte durchgeführt und man erhält die unterschiedlich potenzierten homöopathisch wirksamen Arzneien.

Unterschieden werden D-Potenzen, C-Potenzen und LM-Potenzen (auch Q-Potenzen genannt).

Bei den D-Potenzen  wird in Dezimalschritten (1:10) potenziert bzw. verdünnt, daher werden diese Mittel auch Dezimalpotenzen genannt.

Bei den C-Potenzen wird in Centisemalschritten (1:100) potenziert, die Mittel werden daher auch Centisemalpotenzen genannt.

Bei den LM- oder Q-Potenzen wird in Quinquaginta-Millesima-Schritten (1:50.000) potenziert und die Mittel werden dementsprechend auch Quinquaginta-Millesimal-Potenzen genannt.

 

Soll beispielsweise eine homöopathische Arznei in der D6-Potenz hergestellt werden, so wird zunächst die entsprechende Urtinktur im Verhältnis 1:10 mit dem Verdünnungsmittel verdünnt - es kommen also auf 1 Teil Urtinktur 9 Teile Verdünnungsmittel. Auf diese Weise erhält man die Verdünnung D1. Von dieser D1-Verdünnung wird nun wiederum 1 Teil auf 9 Teile Verdünnungsmittel gegeben und potenziert. Auf diese Weise erhält man die Verdünnung D2. Von dieser D2-Verdünnung wird nun abermals 1 Teil zu 9 Teilen Verdünnungsmittel gegeben - man erhält eine D3-Verdünnung. Dies wird immer weiter so fortgeführt, bis man schließlich eine D6-Verdünnung erhält. Analog geschieht die Verdünnung bei den C- und LM-Potenzen.

Bei jedem Verdünnungsschritt müssen bei den D- und den C-Potenzen außerdem 10 Schüttelschläge ausgeführt werden, bei den LM-Potenzen sind je Potenzierungsschritt 100 Schüttelschläge und außerdem die Verwendung einer zusätzlichen Trägersubstanz erforderlich.

Die genaue Herstellung homöopathischer Arzneien ist im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) festgelegt.

Die Zahl der Potenzen gibt an, wie oft die Urtinktur verdünnt wurde. Der Buchstabe gibt an, mit welchem Verdünnungsfaktor verdünnt wurde.